Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 20 vom Donnerstag, den 20. Mai 2021

Alexander van Gerven porträtiert in dieser ff die neue Centaurus-Vorsitzende Arianna Miriam
Draußen, auf der weiten Wiese: Alexander van Gerven porträtiert in dieser ff die neue Centaurus-Vorsitzende Arianna Miriam Fiumefreddo: „Ich habe mich entschieden, hier zu leben, und ich versuche, aufs Volle zu leben“, sagt die gebürtige Süditalienerin. © Alexander Alber
 

es ist gerade einmal 31 Jahre her, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO den Beschluss fasste, Homosexualität nicht mehr als Krankheit anzuerkennen. Heute tobt in Italien ein heftiger politischer Streit über ein geplantes Gesetz, das Hass gegen Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle unter Strafe stellen soll. Der Gesetzentwurf von Alessandro Zan, PD-Abgeordneter und Aktivist der Schwulenbewegung, liegt derzeit zur Behandlung im römischen Parlament auf. Die Kammer hat bereits grünes Licht gegeben, jetzt fehlt noch die Zustimmung durch den Senat.

Am vergangenen Samstag fanden in ganz Italien – auch in Bozen – Kundgebungen für die Verabschiedung des Zan-Gesetzes statt. Mit dabei war auch Arianna Miriam Fiumefreddo, die neue Präsidentin des Vereins Centaurus. Alexander van Gerven hat sich im Vorfeld mit ihr getroffen: Das Porträt über Fiumefreddo gibt es auf Seite 52.

Veränderungen brauchen also Zeit und Geduld. Nur äußerst selten werden solche Prozesse durch eine Pandemie beschleunigt. Die Coronakrise zeigt uns, wie sehr die Weltwirtschaft von China und von globalen Lieferketten abhängig ist. Das Virus dürfte also die Veränderung – den Wechsel von der Globalisierung zu einer Lokalisierung – ziemlich beschleunigen. Georg Mair zeigt in der Titelgeschichte auf, wie sehr auch Südtirol in diese globalen Lieferketten integriert ist. Und wie sehr auch unsere Unternehmen der Mangel an Rohstoffen nun trifft. „Das Eisen kommt aus China oder Brasilien, die Chips für die Elektronik in Maschinen und Motoren aus China, die Baumwolle aus Indien“, so Mair. „Unser Wirtschaftssystem ist ein globales Geflecht – es kann leicht reißen.“ (ab Seite 28).

Die Zeit der Veränderung macht sich auch an anderen Orten bemerkbar. So geht das benediktinische Klosterleben in Säben zu Ende – nach über 335 Jahren. Die Historikerin Ingrid -Facchinelli schreibt für diese Ausgabe über einen Ort, der bislang als Inbegriff von Beständigkeit galt. Für sie selbst, so sagt sie, sei das Kloster immer auch ein Ort gewesen, an dem sie versinken konnte in Dokumenten und Geschichten. Zurzeit arbeitet Facchinelli an einem biografischen Handbuch der Nonnen von Kloster Säben. Sie schreibt: „Viele Klosterfrauen starben ganz jung, ausgezehrt von der harten Arbeit, dem strengen Leben, der Kälte und Selbstkasteiung.“ (ab Seite 40)

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