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Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Aus ff 47 vom Donnerstag, den 25. November 2021
vergangene Woche hat der Regionalrat einen Begehrensantrag angenommen, der die italienische Regierung beauftragt, ein Aufnahmeprogramm für afghanische Frauen und ihre Familien zu starten. Der Antrag wurde von den Grünen vorgeschlagen und von 17 Regionalratsabgeordneten unterzeichnet. Erstunterzeichnerin Brigitte Foppa sagt: „Wir können nicht tatenlos zusehen, wie Frauen in Afghanistan alle Rechte verlieren und Gewalt erleiden.“ Afghanistan hat mehr mit uns zu tun als oft angenommen. Körperliche und seelische Verletzungen von Frauen sind Alltag, in Afghanistan ebenso wie in Italien oder Südtirol. Eine Frau, die weltweit jegliche Form von Gewalt gegen Frauen bekämpft, ist Monika Hauser. Ihre 1993 gegründete Frauenrechtsorganisation „medica mondiale“ unterstützt traumatisierte Frauen und hilft ihnen. Drei Monate nach der Machtübernahme der Taliban und angesichts des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen haben wir Hauser via Zoom zum Gespräch getroffen. „In Akutsituationen“, sagt sie, „kann ich mich vor Interviewanfragen kaum retten. Aber danach kommt die Wüste.“ Entsprechend erfreut war sie über die Nachfrage der ff: Das Interview gibt es ab Seite 18.
Eine andere Frau, die auf lokaler politischer Bühne auf sich aufmerksam gemacht hat, ist Annelies Pichler. Seit gut einem Jahr ist sie SVP-Bürgermeisterin in der Touristenhochburg Schenna – und setzt dort auf Partizipation. Es werden Bürgerräte errichtet, die den Gemeinderat zu wichtigen Fragen beraten. Das Projekt ist bislang einmalig in Südtirol. „Es braucht viele Köpfe, um Schenna weiter zu denken“, sagt Pichler beim Gespräch mit Markus Larcher (Seite 16).
Partizipation ist immer mehr auch ein Thema für die Katholische Kirche. Dort gab es bisher ja nur einen Weg der Kommunikation: Von oben nach unten. Im Oktober hat Papst Franziskus die Weltsynode „Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ eröffnet – die Kirche soll einen stärker dialogischen Umgangsstil lernen. Das gefällt nicht allen. Andrej Werth hat sich dazu mit einem Mann unterhalten, der als einer der besten Vatikan-Kenner gilt: Marco Politi. „Franziskus“, sagt er, „ist eine moralische Figur, keine Machtfigur.“ (ab Seite 34)
Das zurzeit alles beherrschende Thema finden Sie in der Titelgeschichte, recherchiert von Norbert Dall’Ò. Ist die Lage außer Kontrolle? „Diese Pandemie“, so Dall’Ò, „zeigt der Demokratie ihre Grenzen auf.“
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Literatur – Sagen aus Südtirol
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