Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 11 vom Donnerstag, den 17. März 2022

Lisa Weis muss jeden Tag zwischen 20 und 21 Stunden
Lisa Weis muss jeden Tag zwischen 20 und 21 Stunden „rasten“. Die 22-Jährige leidet an einer seltenen Krankheit, die auch vielen Ärzten unbekannt ist. Ihr Pferd Aaliayh gibt ihr Kraft. Andrej Werth hat die beiden besucht. © Ludwig Thalheimer
 

mit dem Ukraine-Krieg nehmen die Meldungen von teurer werdenden Lebensmitteln und steigenden Energiepreisen zu. Die Ukraine zählt zu den weltgrößten Weizen-Exporteuren, und auch an vielen anderen wertvollen Rohstoffen ist das Land reich. Der Krieg erschwert die Produktion und Lieferung von diesen – Soja und Sonnenblumenöl etwa könnten knapp werden. Wie schwer die Auswirkungen dieses Krieges in der nahen Zukunft sein werden, lässt sich noch nicht quantifizieren.

Die Angst vor all dem, die Angst vor Krieg, verdrängt gerade alles andere. Zum Beispiel die Klimakrise. Die Vermüllung der Meere. Das Sterben der Artenvielfalt. Die globalen Emissionen. Die drohenden Verteilungskriege um Wasser und Böden. Oder auch die Wasserknappheit. Das letztere Thema haben Alexander van Gerven und
Matthias Fleischmann für die Titelgeschichte recherchiert (ab Seite 30). Schon heute nämlich ist das Wasser in vielen Gegenden Südtirols knapp. Van Gerven und Fleischmann waren unter anderem auf Lokalaugenschein in Kastelruth, wo mehr als die Hälfte des Trinkwassers allein die Hotels verbrauchen. Sie haben bei Politik und Verwaltung nachgefragt – die das Ganze kurioserweise nicht so dramatisch sehen. Der Leitsatz lautet da: Alles unter Kontrolle, man müsse den Menschen halt klarmachen, ein bisschen Wasser zu sparen. Die Vereinten Nationen sehen es etwas anders: Sie gehen davon aus, dass Milliarden Menschen weltweit bis 2030 keinen lebensrettenden Zugang zu sauberem Trinkwasser, sanitären Einrichtungen und Hygienediensten haben werden.

Unter dem Radar bleibt zurzeit auch das Thema der Gewalt und sexuellen Misshandlungen in der Südtiroler Kirche. Eine Frau, die federführend am Konzept für jene Studie mitgewirkt hat, die diese Missbrauchsfälle aufarbeiten soll, ist Ulrike Loch. Markus Larcher hat die Soziologie-Professorin interviewt. „Gewaltprävention“, sagt diese, „benötigt historische Aufarbeitung und gesellschaftliche Verantwortungsübernahme.“ Erst wenn man die Vergangenheit gut kenne, könne man wissen, wo die Risiken liegen (Seite 43).

Wer in diesen turbulenten Zeiten für eine Weile auf andere Gedanken kommen will: 30 Künstlerinnen haben die Franzensfeste in eine FRAUENfeste verwandelt. Georg Mair hat sich die Ausstellung angesehen – die Geschichte dazu finden Sie auf Seite 48.

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre

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