Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 14 vom Donnerstag, den 07. April 2022

Markus Larcher und Sarah Trevisiol
Markus Larcher im Gespräch mit Sarah Trevisiol, die seit Kurzem das Frauen­museum Meran leitet: „Es ist die Neugierde, die mich trägt“, sagt sie. © Ludwig Thalheimer
 

jedes Jahr wählt der Vorstand der Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft, kurz „Politika“, eine politische Persönlichkeit aus. Es sind Menschen, deren Arbeit „als bedeutsam für das politische System Südtirol gesehen wird“. Im Jahr 2020 beispielsweise fiel die Wahl auf die Figur des ehrenamtlichen Helfers, im Jahr zuvor, 2019, war es die Bewegung „Fridays for Future“.

Dieses Jahr nun geht die Auszeichnung an das „Kollektiv Frauenmarsch – Donne in marcia“. Eine überparteiliche Gruppe von Frauen, die für den 25. September vergangenen Jahres einen Frauen-marsch in Bozen organisiert hatte. Sie wollten ein Zeichen setzen für die Geschlechtergerechtigkeit und gegen jegliche Gewalt an Frauen. Es ist ein starkes und ermutigendes politisches Zeichen, wenn diese Frauen nun geehrt werden. Es braucht mehr Frauen, in allen Bereichen.

Der Sad-Skandal zeigt einmal mehr: Die Protagonisten sind alles Männer, und jene, die die Krise nun meistern wollen – auch alles Männer. Die Frauen müssen sich immer noch ihren Platz erkämpfen. Es ist wohl bezeichnend, dass die einzige personelle Konsequenz innerhalb der SVP bisher eine Frau für sich gezogen hat, nämlich Vizeobfrau Angelika Wiedmer. Als Grund nannte sie die falschen Anschuldigungen, die im Buch „Freunde im Edelweiß“ gegen sie erhoben werden. Wie sich die Volkspartei aus dem Tief herausarbeiten will, thematisieren wir in der aktuellen Titelgeschichte. Warum tritt Thomas Widmann nicht zurück? Ist die derzeitige Krise wirklich die größte in der SVP-Geschichte? Wie fällt die Analyse der politischen Beobachter aus? Die Antworten darauf und noch mehr finden Sie ab Seite 16.

Eine Frau, von der man in Zukunft mehr hören wird, ist Sarah Trevisiol. Die Meranerin ist Kulturanthropologin, Dokumentarfilmerin, Bloggerin – und seit Kurzem auch die Leiterin des Frauenmuseums Meran. „Es ist“, sagt sie, „eine gute Spielwiese, um Dialog zu fördern.“ Markus Larcher porträtiert sie für diese ff: ab Seite 68.

Eine ganz besondere persönliche Geschichte hat uns eine andere Frau für diese Ausgabe geschrieben: Die Volkskundlerin Elsbeth Wallnöfer schreibt über ihren Vater, der im Krieg war, und sein Kriegstagebuch, das sie gefunden hat. Er war Wehrmachtssoldat, der in die Hölle nach Russland geschickt wurde und schwer verwundet überlebte. Ein beeindruckendes zeithistorisches Dokument (ab Seite 42).

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre

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  • Georg Mair bei Rieper

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