Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 20 vom Donnerstag, den 19. Mai 2022

Bastian Obermayer
„Man muss sich als Investigativ­journalist davon ab­­koppeln, was nach einer Recherche passiert. Das haben wir nicht mehr in unserer Hand. Wir haben es nur in der Hand, zu ­informieren“, sagte ­Bastian Obermayer (links) zu ff-­Redakteur Andrej Werth in Innsbruck. © Nina Horaczek
 

Medien, die verantwortungsvoll handeln, sollten möglichst viele Menschen erreichen. Ihre Aufgabe ist es zu schildern, wie Dinge wirklich sind – weil es viele Menschen gibt, die sich anstecken lassen von Fake News. Deshalb sollte der Streit der Meinungen um Reizthemen transparent gemacht, unterschiedliche Meinungen dargestellt werden – nur so können die Bürger sich daraus eine eigene Meinung bilden. Das Journalismusfest in Innsbruck am vergangenen Wochenende hat einen wichtigen Beitrag dazu geliefert. Das Ziel: allen Interessierten die Bedeutung von Qualitätsjournalismus in unserer Gesellschaft näherzubringen.

Für ff war Andrej Werth dabei – er hat ein Gespräch mit dem Investigativjournalisten Bastian Obermayer geführt (Seite 36). Dieser war gemeinsam mit Frederik Obermaier federführend an den wichtigsten Investigativrecherchen weltweit beteiligt: Die Panama Papers haben die Welt der Offshore-Finanzplätze verändert, das Ibiza-Video die österreichische Regierung gestürzt. „Auf dem Journalismusfest waren die beiden so etwas wie Stargäste“, sagt Werth. „Was sie gesagt haben, war interessant, wie sie es gesagt haben, amüsant.“

Thema vieler Veranstaltungen beim Journalismusfest war auch die Ukraine, Russland, der Zusammenbruch kompletter Medienlandschaften durch den Krieg. Indes ist Daniela Prugger wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Die Pusterer Journalistin hat drei Jahre in Kiew gelebt und dort bis zum russischen Überfall als Korrespondentin für deutschsprachige Medien gearbeitet. Nach Ausbruch des Krieges floh sie nach Moldawien und Polen. Jetzt ist sie wieder in der Ukraine, etwa in Charkiw. Von dort hat sie eine Reportage über das „Leben im Untergrund“ geschrieben, sie hat Menschen getroffen, die seit Beginn des Krieges in den U-Bahn-Stationen ausharren (Seite 28).

Markus Larcher war indes in Venedig auf der Kunst-Biennale. Auch dort begegnet man dem Krieg. Der russische Pavillon ist verwaist – geschlossen. Die Carabinieri, die den nationalen Kunsttempel vor Schmieraktionen in den Anfangstagen der Biennale beschützten, sind abgezogen. Ein Aufpasser eines privaten Wachdienstes hat übernommen. „Der Krieg in der Ukraine“, sagt Lacher, „ist über einzelne Kunst-Positionen immer wieder mal im übertragenen Sinn wie ein ferner Donner zu hören. Das liegt nicht nur am riesigen Sandsack-Turm auf der Piazza Ucraina. Darf man angesichts von Krieg und Zerstörung Kunst genießen? Ja, man soll sogar.“ (Seite 52)

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