Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 34 vom Donnerstag, den 25. August 2022

Karthaus im Schnals
Karthaus im Schnals rühmt sich als das „Dorf der Stille“. Jetzt ist die Stille durch einen Steinbruch empfindlich gestört. Wie konnte das passieren und wer hat das erlaubt? Alexander van Gerven hat sich im Dorf umgehört. Ab Seite 32 erzählt er, wie der Lärm ein Dorf aufwühlt. © Alexander Alber
 

das Ohr lässt sich nicht ausschalten. Wird es über lange Zeit von Dauerlärm beschallt, nimmt es Schaden. Taubheit galt früher als Krankheit der Schmiede. Die erste Lärmrevolution war der Klang des Metalls, der durchringende Schall der Kirchenglocken hat sich bis heute erhalten. Feuer-wehrsirenen, so haben Wissenschaftler erhoben, mussten im Lärm der Städte mit der Zeit immer lauter werden, um gehört zu werden.

Jeder Mensch, jede Gesellschaft hat ihr eigene Wahrnehmung von Lärm und Stille. Lärm hat mit Macht zu tun: Wer darf wo Lärm machen? Der Philosoph Immanuel Kant ließ jedenfalls dem Hahn des Nachbarn den Kragen umdrehen, weil er sich von dessen Kikeriki gestört fühlte.

Welche Macht über uns hat also der Lärm und welche Kraft die Stille? Davon handelt dieses Heft. Die Titelgeschichte besteht aus vielen Geschichten, die sich über das Heft verteilen. Sie sind mit dem Logo pssst gekennzeichnet. Wir haben über Lärm und Stille mit einem Beamten gesprochen, der für den Lärmschutz zuständig ist, mit einer Psychologin, einem Musiker, wir haben uns von einem Ohrenarzt erklären lassen, wie unser Hörrohr funktioniert, waren in der Silent Disco, in der die Leute mit Kopfhörern tanzen, oder in Karthaus, dem „Dorf der Stille“, das jetzt von einem Steinbruch belärmt wird und haben eine Yoga-Lehrerin gefragt, wie sie zur Ruhe kommt. „Optimal ist“, sagt die Psychologin Sabine Cagol, „wenn sich laute und stille Phasen abwechseln.“ Aber sie sagt auch: „Stille ist bedrohlich, wenn man sie mit Einsamkeit verbindet.“ Georg Pichler, Direktor des Landesamtes für Luft und Lärm, prophezeit: „Es wird in Zukunft noch lauter werden.“ Da braucht es schon ein stilles Örtchen, wie es unser Fotograf Alexander Alber für das Bild der Woche (Seite 8) gefunden hat.

Dazwischen finden sich eine Geschichte über die Wohnbauaffäre des SVP-Landtags-abgeordneten Manfred Vallazza (ab Seite 14), ein Sommergespräch mit den Skiassen Manuela und Manfred Mölgg (ab Seite 26) sowie ein Porträt über Anna -Faccin, die Frau, die in Südtirol für die Menschen kämpft, die an einer seltenen Krankheit, der Schmetterlingskrankheit, leiden (ab Seite 52).

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre

weitere Bilder

  • Die Skiasse Manuela (links) und Manfred Mölgg (rechts)

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