Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 06 vom Donnerstag, den 09. Februar 2023

„Dingen, die mich wütend machen, Raum geben“ – Theaterautorin Anna Gschnitzer (links) hat mit Georg Mair übers Schreiben gesprochen. Und über ihr neues ­Theaterstück „Fanes“. © Ludwig Thalheimer
 

was ist Freiheit? Es gibt leichtere Fragen. Manchmal weiß man die Antwort erst, wenn einem gewisse Freiheiten genommen wurden, so wie zur Zeit der Corona-Lockdowns, als wir alle zu Hause blieben, zum Schutz der Schwächeren. Danach erlebte das Campen, für viele die ultimativ gelebte Freiheit, einen Boom. Auch in Südtirol.

Was das für das Land bedeutet und vor welche Probleme uns das stellt, haben Andrej Werth und Alexander van Gerven in der Titelgeschichte
ab Seite 32 aufgeschrieben. Das Foto auf dem Cover ist übrigens kein aktuelles. Es stammt vom Kastel-ruther Spatzenfest – seit jeher ein Datum, an dem Südtirol von Kampierenden und ihren Mobilen erobert wird.

Die eigene Freiheit hört dort auf, sagt man oft, wo sie die der anderen einschränkt. Die Frage der Öffnungszeiten von Südtirols Kindergärten, zurzeit heiß diskutiert, ist ein Beispiel dafür, wie schwer es ist, dieser Regel gerecht zu werden: Können wir dem Personal das verlängerte Kindergartenjahr aufzwingen, so wie es das Trentino vormacht? Weil es Eltern „freier“ macht, ihren Berufen nachzugehen? Alexandra Aschbacher hat darüber mit Cornelia Brugger, 58, Kindergärtnerin, gesprochen. Brugger sagt: „So können wir nicht arbeiten.“ Das Interview lesen Sie ab Seite 16.

Was für viele ein Wunschtraum bleiben wird, dürfte sich für die Familie des Völser Bürgermeisters Othmar Stampfer bald erfüllen: ein Hof in schönster Kulturlandschaft, auf den Prösler Wiesen. Die Familie war so frei, eine ihrer beiden Hofstellen in die Bannzone verlegen zu lassen. Das gefällt nicht allen im Schlerngebiet, wie Karl Hinterwaldner festgestellt hat. Das Ergebnis seiner Recherche lesen Sie ab Seite 20.

Um frei sein zu können, schließlich, braucht es Freiräume. Das weiß in Südtirol niemand besser als die Jugend, für die es hier schnell eng werden kann. Viele Gemeinden aber knausern bei der Unterstützung von Jugend- und Kulturzentren; besonders in Meran sei das problematisch, schreibt ff-Praktikantin Sara Klotz in ihrer Geschichte – ab Seite 44.

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