Leserbriefe

An der Front

Aus ff 48 vom Mittwoch, den 30. November 2016

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ff 43/16 über die Leitung der Informatik AG, für die kein Studientitel nötig ist; Leserbrief von Monika Höller in ­ff 46/16

Grundsätzlich muss ich vorausschicken, dass die Leistung, zu der ein Mensch fähig ist, nicht ausschließlich von seinen erworbenen Studien­titeln abhängt, sondern von den Kompetenzen und Fähigkeiten, die er sich im Laufe seines Lebens angeeignet hat. Es ist ganz klar und uns als öffentliche Verwaltung auch bewusst, dass hinter jedem Studientitel ein Bildungsweg steckt, der das Erlangen vieler Kompetenzen impliziert. Hochschulabschlüsse sind also in keinem Fall geringzuschätzen.
Allerdings müssen wir uns bewusst sein beziehungsweise werden, dass für die Berufswelt wichtige Kompetenzen nicht ausschließlich über den Bildungsweg erworben werden. Es gibt Fähigkeiten, die sich Menschen nicht über den klassischen Bildungsweg aneignen, sondern beispielsweise durch Lebens- und Berufserfahrungen.
In diesem Sinne orientieren sich auch die Vorhaben der EU und der Mitgliedsstaaten. Die alleinige Berücksichtigung von Studientitel, so wie sie derzeit praktiziert wird, führt dazu, dass ein Vergleich der von Menschen erworbenen Fähigkeiten zwischen den Staaten praktisch unmöglich ist.
Es wird angedacht, in Zukunft die Bewertung der Kompetenzen der Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Vordergrund zu stellen und in das Gesamtbild der Fähigkeiten mit einfließen zu lassen. Ziel soll sein, ein einheitliches System einzuführen, welches die Kompetenzen der Bürgerinnen und Bürger führt. Ebenso soll die einheitliche Form von Kompetenzbeschreibungen vor allem die Mobilität sowie Transparenz zwischen den Mitglieds­staaten ermöglichen.
In einem zweiten Schritt wird wohl sogar angestrebt, auch das informelle Lernen der Menschen zu erfassen. Darunter versteht man Fähigkeiten und Kompetenzen, die nicht durch Zeugnisse, Berufserfahrungen und so weiter belegbar sind, aber trotzdem zu den Fähigkeiten eines Menschen zählen. Als Beispiel kann man durchaus den Arbeitsplatz Kindergarten nennen, denn auch dort ist es wichtig, neben dem theoretischen und praktischen Hintergrundwissen, Fähigkeiten zu besitzen, die nicht in typischen Bildungsinstitutionen (Schule, Universität, und so weiter) erlernt werden.
Um es auf den Punkt zu bringen: ein Studientitel ­alleine spiegelt nicht das gesamte Spektrum der Kompetenzen eines Menschen wider. Diese Aussage gilt für mich in sämtlichen Bereichen des Lebens, unter anderem auch im Bereich der Unternehmens­führung und der Bildung.

Waltraud Deeg, Landesrätin für Familie und Verwaltung, Bozen

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