Die Südtiroler Autorin Maxi Obexer behandelt in ihrem neuen Buch „Europas längster Sommer“ vieles: Migration, coming-out, Europa. Es ist vor allem eines: misslungen.
Leserbriefe
Falsche Freunde
Aus ff 31 vom Donnerstag, den 03. August 2017
Wer Redewendungen wörtlich aus dem Italienischen übersetzt, kann in eine unangenehme Lage kommen.
Falsche Freunde sind mit Vorsicht zu genießen – auch wenn es um linguistische geht. Dieser Begriff bezeichnet vornehmlich Wörter verschiedener Sprachen, die denselben Ursprung haben, daher ganz ähnlich klingen oder aussehen, aber nicht dasselbe bedeuten. Ein typisches Beispiel ist unser Handy, das auf Englisch mobile phone (UK) oder cell(ular) phone (USA) heißt; das Adjektiv handy bedeutet „geschickt“. Ähnlich ist das englische high school keine Hochschule, sondern eine Oberschule, und das französische delicatesse nicht „Feinkost“, sondern „Feingefühl“.
Wer gewohnheitsmäßig zwischen zwei Sprachen wechselt, kommt in weitere Interferenzgefahr. So bedeutet spanisch burro nicht „Butter“, sondern „Esel“, und embarazo nicht Verlegenheit, sondern „Schwangerschaft“.
Vorsicht ist nicht nur bei Wörtern angesagt, sondern gerade auch bei Redewendungen, die man nicht einfach übersetzen kann. Solche locker aus dem Italienischen ins Deutsche zu übertragen und umgekehrt, wie das unser Altlandeshauptmann gerne macht, kann deshalb zu Missverständnissen führen.
So ist sein Sager, nach dem „die Knöpf‘ zum Kamm kommen“ fast schon sprichwörtlich geworden, aber nur zu verstehen, wenn man die italienische Bedeutung mitdenkt. Letzthin hat man in einem Interview von ihm gehört, dass „die Katze den Pelz verliert, aber nicht …“ – dann ist ihm offenbar aufgefallen, dass die Fortsetzung auf Deutsch weniger günstig klingt (das italienische Sprichwort nennt ja den Wolf!), und da von ihm selbst die Rede war, hat er sie doch noch schnell verschluckt.
Auf gute Freunde sollte man achten, sich vor falschen in Acht nehmen.
Edith Moroder, Bozen
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