Leserbriefe

Meine Schule

Aus ff 13 vom Donnerstag, den 29. März 2018

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Ein 16-jähriger Schüler sagt offen, was er von der Schule hält

Ich besuche die dritte ­Klasse des Bozner ­Realgymnasiums – eine Schule, für die ich mich entschieden habe, weil ich mich für Naturwissenschaften interessiere, und von der ich mir erwartet habe, ein breites Allgemeinwissen zu erlangen. Zu Beginn war ich wie die meisten meiner Mitschüler motiviert, doch schnell wurden meine Erwartungen enttäuscht – an das Realgymnasium, aber vor allem an das System Schule.
(Unsere) Lehrer definieren Allgemeinwissen als Bio­grafie Cäsars oder Lebensdaten von Barockmalern. Wirklich wichtige Themen wie politische Bildung, Bürgerkunde oder Ethik werden so gut wie gar nicht behandelt.
Kaum ein Schüler hat eine fundierte politische Meinung oder weiß, wie Wahlsystem und Steuerwesen funktionieren. Zumindest ein guter Überblick über die hiesige Parteienlandschaft und das aktuelle Weltgeschehen sollte uns vermittelt werden.
Gerade in der Oberschule wird von uns „Verantwortung“ erwartet, aber anstatt uns die Fähigkeiten für eine selbstständige Erarbeitung der Inhalte zu vermitteln, werden wir mit trockenen Informationen überhäuft, die wir auswendig lernen sollen. Prüfungen beurteilen nicht unser Wissen, sondern unsere Fähigkeit, Unmengen von Daten möglichst wortgetreu wiederzugeben. Ob man den Stoff verstanden hat, ist egal. Wissen sollte langfristig gestärkt und uns mehr Selbstständigkeit zugetraut werden.
Die meisten Themen werden in der Oberschule trocken, oberflächlich und ohne Realitätsbezug behandelt. Dazu kommt ein hoher Leistungsdruck: Über Monate hinweg absolvieren wir jede Woche mehrere Tests und Prüfungen. Für Hobbys, Vereinssport oder Instrumentalunterricht bleibt vielen Schülern kaum Zeit. Man hat kaum Gelegenheit, „abzuschalten“ und die Schule für ein paar Stunden zu vergessen, sogar in den Ferien müssen wir für Tests lernen und Hausaufgaben machen. Die meisten meiner Mitschüler denken wie ich. Die Schule ist verstaubt und reformbedürftig. Wir brauchen eine Schule, die sich mehr nach uns Schülern richtet.

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