Leserbriefe

Wie lange halten wir das aus?

Aus ff 18 vom Donnerstag, den 30. April 2020

Leserbriefe
Leserbriefe © ff-Media
 

In den letzten Ausgaben berichteten wir über die Auswirkungen von ­Covid-19 auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. 

Hugo Franzelin, Bozen:

Dass es vor circa 100 Jahren eine schwere Pandemie gab, die mit vielen Millionen
Toten zweimal um die Welt ging, erfährt man bisher nur am Rande.

Mein Vater, Jahrgang 1895 und damals Prokurist in einem Bozner Unternehmen, erzählte mir einmal davon.

Diese Spanische Grippe verursachte bei nicht wenigen Menschen Todesangst.

Wirtschaftlich sowie finanziell herrschten Not und Chaos. Halten wir uns an die (leider nicht immer einheitlichen) Weisungen, damit es ja nicht zu einer zweiten Welle kommen kann.

Christine Wiedenhofer, Steinegg:

Es geht aufwärts, wir scheinen das Schlimmste überstanden zu haben und machen uns Gedanken über die Zeit nach Covid-19.

Die Coronakrise hat gezwungenermaßen Ruhe gebracht, eine wohltuende Ruhe. Für mich Anlass, in Zukunft den ausufernden Lärmpegel auf unseren Straßen noch weniger zu tolerieren.

Irgendwann wird wieder eine Motorradlawine das Land überrollen und vor allem die Gebiete in der Nähe von Passstraßen für Wanderer und Naturliebhaber in Unorte verwandeln.

Dabei würde ein einfaches Gesetz genügen, und die Dezibel müssten auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Vielleicht würde dann der eine oder andere Motorradfreak die Freude an diesem für ihn antörnenden, für andere aber nervtötenden Spielzeug verlieren: eine wünschenswerte Begleiterscheinung. Corona hat uns gezeigt: Vieles ist möglich!

Martin Schweiggl, Kurtatsch:

Technische Neuerungen und rätselhafte Seuchen waren schon im 19. Jahrhundert eine ideale Kombination für Fake News. Zeitgleich mit dem Bau der Telegraphenleitung von Innsbruck ins damals noch österreichische Verona verursachte bei uns der aus Amerika eingeschleppte Mehltau schwere Missernten. Am 14. September 1866 beschloss der Gemeinderat von Kurtatsch, dass die Ursache „nicht eine pure Strafgottes sei, sondern der angebrachte Telegraf“ und verlangte von der Regierung, „dass der Landesfeind, nämlich der Telegraf gänzlich vernichtet“ werden muss.

Luz Scrinzi, Branzoll:

Sicherlich vermittelt das Bild der einsamen Läuferin in ihrem „Bild der Woche“ in beeindruckender Weise das Gefühl der Freiheit. Den Spruch von Benjamin Franklin in Zusammenhang mit den derzeit geltenden Beschränkungen zu bringen, erscheint mir aber doch ein wenig gewagt.

Ich betrachte die erlassenen Vorschriften, die zeitlich begrenzt sind, als vorübergehende Abschwächung meines Grundrechtes auf Freiheit, um ein anderes, genauso wichtiges Grundrecht zu schützen.

Und, zweitens, ist dieses gefährdete Grundrecht die Gesundheit und in keiner Weise die Sicherheit. Um diese mache ich mir erst dann Sorgen, wenn Bedrohungen ganz anderer Art zu befürchten sind. Was nützt mir die uneingeschränkte Freiheit und die beste Sicherheit, wenn mir die Gesundheit fehlt?

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