Leserbriefe

Jugend im Lockdown

Aus ff 49 vom Donnerstag, den 03. Dezember 2020

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Über den Umgang mit jungen Menschen in der Pandemie. 

Es ist ein Wahnsinn, wie seit circa neun Monaten mit den jungen Menschen in diesem Land umgegangen wird. Alles, was Jungsein ausmacht, ist oder wird verboten – sogar der Besuch der Schule oder der Universität.

Lieber Philipp Achammer und liebe Sigrun Falkensteiner, ich lade euch herzlich ein, sagen wir zwei Tage, mit meiner 16-jährigen Tochter im Lockdown samt Fernunterricht zu verbringen. Da geht die Post ab. Diese zwei Tage multipliziert ihr mit 100, dann könnt ihr euch ausrechnen, wie es jungen Menschen geht.

Einer der Gründe für die Schließung, so heißt es, ist die Mobilität. Dass ich nicht lache! Seit zwei Monaten fahren Busse und Züge halbstündlich leer durch die Gegend. Da wäre es wohl nicht schwierig gewesen, diese nur stündlich fahren zu lassen und dafür zusätzlich zwei Busse für gewisse Zeiten einzusetzen oder einige Waggons anzuhängen. Sonst ist ja auch alles möglich.

Jetzt werden alle Bereiche wieder geöffnet, überall wird geschrien und gefordert. Nur die Jugend ist anscheinend allen egal. Die darf brav und solidarisch weggesperrt zu Hause sitzen, „faul sein wie die Waschbären“ und sich mit ihren Eltern amüsieren. Der größte Skandal dabei ist, dass den jungen Leuten auch noch ein schlechtes Gewissen gemacht wird, weil ihnen suggeriert wird, dass von ihnen die größte Gefahr ausgehe.

Und diese Jugendlichen sollen später Vertrauen in die Gesellschaft haben und wichtige Entscheidungen für sich und andere treffen?

Wenn die heutige Jugend künftig die gleiche Solidarität für uns aufbringt, wie wir das gerade für sie tun, dann gute Nacht! Da ist es besser, wir Älteren graben uns gleich schon ein.

Florian Weissteiner, Vintl, Lehrer und besorgter und überfragter Vater einer 16- und einer 20-jährigen Tochter

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