Leserbriefe

„Er, sie, es“

Aus ff 39 vom Donnerstag, den 30. September 2021

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In ff 37/2021 wird die Frage aufgeworfen, warum die Debatte über geschlechter­gerechte Sprache im ­Deutschen eine andere ist als im Italienischen

Warum die Italiener mit der geschlechterge-rechten -Sprache (linguaggio -inclusivo) wenig am Hut haben, hier ein Beispiel aus der Tageszeitung Alto Adige vom 19. September 2021.
In einem ausführlichen Interview erklären vier Sportlerinnen, die zu Schiedsrichterinnen wohl hauptsächlich für Herrenmannschaften ausgebildet werden, wörtlich: „Noi donne-arbitro, un calcio ai pregiudizi …“ Für sie käme die weibliche Bezeichnung arbitra, die es gibt, sicher nicht infrage. Dass das mit einem -vermuteten -„konservativen“ Frauenbild der jungen Sportlerinnen zu tun haben könnte, scheint bestimmt nicht zutreffend. Ein von oben diktierter „Neusprech“, wie das im deutschen Sprachraum auch der Duden unterstützt, dürfte in Italien keinen Erfolg haben. Es gibt kein dem Duden vergleichbares Wörterbuch, und die Sprachgesellschaft Accademia della Crusca hat zwar die Förderung der italienischen Sprache zur Aufgabe, kann aber keine allgemein verbindlichen Regeln festlegen, Regeln, die von den Italienern wohl kaum beachtet würden.

Damit Frauen auch sprachlich mehr Beachtung finden, muss vor allem ihre Rolle in der Gesellschaft gestärkt werden. Mit einer der niedrigsten Erwerbsquoten in der EU und mit äußerst geringen beruf-lichen Aufstiegschancen ist das für Frauen noch ein langer Weg. Ein auf-oktroyierter gender-gerechter „Neusprech“ dürfte zu dieser Entwicklung kaum etwas beitragen. Es ist er--freulich, dass im ff-Artikel auch die Sprachwissenschaftlerin Ewa Trutkowski (Uni BZ) zu Wort kommt, die nicht dem feministischen Mainstream folgt.

Alexander Brenner-Knoll, St. Pauls

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