Italien mausert sich zum Mustereuropäer. Jetzt hat das Land ein Oberhaupt verdient, das Mattarellas Erbe mit Demut und Weitsicht weiterführt.
Leserbriefe
Feuern und kaufen
Aus ff 03 vom Donnerstag, den 20. Januar 2022
reagiert auf einen ff-Artikel (51-52/21) über die Schließung der Tageszeitung Trentino
Die Verlags- und Medienbranche steckt seit Jahren in einer Krise, vor allem aufgrund der rasanten technischen Veränderungen und vieler neuer medialer Kommunikationsmittel. Die italienische Presse hat seit 2007 bis heute 68 Prozent an verkaufter Auflage und 75 Prozent an Werbeumsatz verloren. Unter diesen Rahmenbedingungen bemüht sich die Athesia-Gruppe, am Markt zu bestehen, Arbeitsplätze zu erhalten und nach Möglichkeit neue zu schaffen.
2016 erwarb Athesia die Mehrheit an der SETA GmbH und damit an den zwei Tageszeitungen „Alto Adige“ und „Trentino“. Die Verlagsgruppe Espresso hatte zuvor sechs Monate vergeblich nach möglichen Käufern Ausschau gehalten. Jedenfalls übernahm Athesia den „Trentino“ in einem wirtschaftlich desolaten Zustand und bemühte sich in der Folge, das Blatt aus der Krise zu führen. Vergeblich.
Im Sommer 2018 erwarb Athesia den „l’Adige“. Auch die zweite Trentiner Tageszeitung war mehrere Jahre lang – sogar mittels öffentlicher Appelle – vergeblich zum Verkauf angeboten worden. Niemand war anscheinend bereit, sich auf das Wagnis einzulassen, denn auch der „l’Adige“ war in keiner guten Situation, stand aber besser da als der „Trentino“.
Gleichwohl unternahm Athesia noch zwei weitere Jahre hindurch große Anstrengungen, um beim „Trentino“ die Wende herbeizuführen. Doch die Bilanzen der Zeitung schlossen 2019 und 2020 mit Verlusten von jeweils über 1,6 Millionen Euro. 2021, inmitten der Corona-Pandemie, drohten noch höhere Verluste. Insgesamt hat das Unternehmen rund fünf Millionen Euro verloren und das Eigenkapital aufgebraucht; die Aktionäre mussten hohe Beträge für den Ausgleich einzahlen. Es bestand somit Handlungsbedarf.
Im Jänner 2021 waren beim „Trentino“ 41 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest angestellt, darunter 19 Journalistinnen und Journalisten. 30 Beschäftigte fanden unverzüglich eine neue Arbeitsstelle, 26 davon innerhalb der Athesia-Gruppe. Elf Mitglieder der Redaktion befinden sich indes, leider, weiterhin im Lohnausgleich.
Angesichts dieser Faktenlage sind Vorwürfe, Athesia habe sich nicht bemüht, haltlos.
Elmar Pichler Rolle, Unternehmenssprecher Athesia-Gruppe, Bozen
Weitere Artikel
-
Ende der Sparsamkeit
Jenseits des Brenners
-
Der Fall Ladurner
Über den Rücktritt der SVP-Landtagsabgeordneten Jasmin Ladurner (ff 1/22)
Leserkommentare
Kommentieren
Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.