Leserbriefe

Standort gesucht

Aus ff 33 vom Donnerstag, den 18. August 2022

Titelgeschichte in ff 30/22 über die Suche der Unternehmen nach Bauland. Leserbrief von Egon Giovanelli in ff 31/22

Hofrat Egon Giovanelli verfolgt das eherne Ziel, zum Wohle Südtirols sein landwirtschaftliches Grundstück unserem Unternehmen feilzubieten, ausweislich bar jeglicher Partikular­interessen (ein Schelm, wer Böses denkt). Deswegen lasse unsere Weigerung, die hofrätlichen Latifundien zu erwerben, unzweideutig nur zwei Schlüsse zu: die Sturheit des Geschäftsführers oder doch andere, ihm nicht zugängliche Gründe.

Gerne erklären wir Herrn Hofrat nochmals unsere Gründe, die wir ihm bereits persönlich dargelegt hatten.

Als Geschäftsführer eines Unternehmens mit über 300 Mitarbeitern kann ich es mir nicht leisten, persönliche Empfindlichkeiten über die Zukunft des Unternehmens zu stellen. Der Hauptgrund für die Wahl des Standortes Terlan sind unsere Mitarbeiter. Diese sind das Kapital des Unternehmens, sie sind exzellent (und zumeist in Südtirol) ausgebildet, haben das Unternehmen mit aufgebaut und sind bereit, mit dem Unternehmen weiter zu wachsen. Meine Aufgabe muss es sein, dieses Kapital im Unternehmen zu binden.
Dazu gehört es, einen ­attraktiven Arbeitsplatz zu schaffen. Dabei ­bedeutet Attraktivität nicht nur überdurchschnittliche Ent­lohnung, sondern ebenso einen Arbeitsort zu ­bieten, der eine angemessene Erreichbarkeit mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln gewährleistet.

Das muss ich als Geschäftsführer berücksichtigen, wenn ich das Kapital „Mitarbeiter“ beziehungsweise „Südtiroler Mitarbeiter“ an das Unternehmen binden will.

Deshalb ist der Standort Terlan für Alpitronic der bestmögliche ­Kompromiss: Er ist über öffentliche Verkehrsmittel erreichbar (Bushaltestelle vor Ort, Zugbahnhof in der Nähe), er liegt zentral im Einzugsgebiet unserer Mitarbeiter.

Zudem würde der Standort Auer bedeuten, dass unsere Mitarbeiter, im Vergleich zum Standort Terlan, im Schnitt 4.000 km pro Tag mehr Fahrtstrecke (im Jahr 25-mal die Strecke um die Erde) zurücklegen, also auch aus Umweltgesichtspunkten ein Pluspunkt für den Standort Terlan.

Kurzum: Ein Großteil unserer Mitarbeiter wäre bereit, uns bei einem Umzug nach Terlan erhalten zu bleiben. Bei den anderen möglichen Standorten fehlt diese Akzeptanz dermaßen, dass ein zu hoher Anteil von Mitarbeitern aus dem Unternehmen ausscheiden würde. Was wäre die Konsequenz? Alpitronic muss sich außerhalb von Südtirol positionieren, etliche Wertschöpfung fließt ins Südtiroler Ausland ab und Abgänger unserer hervorragenden technischen Oberschulen verlieren einen attraktiven Arbeitsplatz. Dies zu vermeiden ist indes das eherne Ziel von Alpitronic. Und um dieses Ziel zu verfolgen, bin ich zugegebenermaßen auch stur.

Wir wünschen eine gute Fuji-Ernte, mit vielen Erntehelfern aus Südtirol.

Philipp Senoner, Geschäftsführer Alpitronic GmbH, Bozen

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