Leserbriefe

Unter Raubtieren: Baut sich Elon Musik im Gadertal, in St. Kassian, ein Haus?

Aus ff 18 vom Donnerstag, den 04. Mai 2023

 

Kolumne von Anton Rainer in ff 15/23

Geehrter Herr Bürgermeister, falls Sie wirklich die ungeheuer­liche Aussage getan haben, die Ankunft von Elon Musk „wäre für uns alle ein Traum“, habe ich eine Bitte: Sehen Sie in Ihren Äußerungen vom Plural ab.

Die angeblichen Pläne von Herrn Musk sind vielleicht „ein Traum“ für jene, die immer noch dem Credo anhängen, dass es noch mehr werden muss: mehr Touristen, mehr Menge, mehr Masse, mehr Betten, mehr Mehr. Elon Musk möge für den ersehnten Trampolin­effekt (welch ein Unwort!) sorgen und Hoffnung auf mehr wecken.

Dies ist, um Himmels willen, kein „Traum für uns alle“, Herr Bürgermeister.

Einige wenige Monate im Jahr gleicht Ihr Gemeinde­gebiet einem Nest ­wild gewordener Hornissen, Abertausende tummeln sich lärmend auf Pisten, Straßen, Wanderwegen, es gibt kein Fortkommen mehr, keine Stille, kein Durchatmen. Am Ende kollektive Erschöpfung. Von einem Tag auf den anderen ist der Spuk vorbei.

Wer jetzt, nach Ende der Saison, eine Runde durch die Dörfer der Gemeinde Abtei macht, wähnt sich der Apokalypse nahe: Ungefähr ein geschätztes Dreiviertel der Häuser ist unbewohnt, weit und breit keine offene Bar, kein offenes Restaurant, kaum ein Mensch zu sehen. Soziales und kulturelles Ödland.

Träume sehen anders aus, – vor allem jene der nächsten Generation, die wohl schon ausgeträumt hat: Die jungen Menschen in Ihrer Gemeinde werden dank Ihrer „Träume“ nicht nur um jeglichen Handlungsspielraum gebracht, sondern gar um ihre Existenzgrundlage. Denn was Sie als „Traum“ bezeichnen, Herr Frenademetz, das unaufhaltsame Verhökern des Wohn- und Lebensraums an den nächstbesten Meistbietenden, wird für die Bewohner Ihrer Gemeinde, für deren Wohl Sie verantwortlich sind, mehr und mehr zum Albtraum.

Annegret Vescoli, St. Kassian/Bozen

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