Leserbriefe

Lieber Professor Gänsbächer

Aus ff 19 vom Donnerstag, den 11. Mai 2023

Über einen Beitrag im ­Mittagsmagazin von Rai Südtirol mit Bernd Gänsbacher

Mit meiner bevorzugten Devise „tue recht und scheue niemanden“ erlaubte ich mir, als Teilnehmer Ihres Vortrages und Ihrer Buchvorstellung am 11.02.2011 bei Athesia in Bruneck an Sie einige Bemerkungen zu schreiben. Vorweg kann ich nur bestätigen, dass Sie sehr kompetent wirkten und sicher Ihr Fach beherrschen. Ihr Wissen werden Sie in diesen vergangenen zwölf Jahren sicher noch erweitert haben. Aber schon damals fragte ich mich und andere Teilnehmer: Können wir Laien Ihren Ausführungen folgen? Denn laut Ihren damaligen Aussagen werden die neuen, „effizienten, fokussierenden und schonenden“ Behandlungsmethoden den Patienten erst in zehn bis zwanzig Jahren zur ­Verfügung stehen. Beim Mittags­magazin von Rai ­Südtirol am 13.04.2023 haben Sie wieder neue Errungenschaften der Forschung und Impfindustrie angekündigt, die voraussichtlich in sieben bis acht Jahren zum Einsatz kommen ­könnten. Was oder wen wollen Sie erreichen, wenn Sie solche prophetischen Therapie­methoden ankündigen?

Mit Präventionsversprechen und den Appellen zu erweiterten Vorsorgen (= Vorverlegen der Sorgen) wird eine Pathologisierung des ganzen Körpers intensiviert. Die Folge: Ein unkritischer „Gesunder“ sollte mindestens einmal im Monat einen Spezialisten oder das Krankenhaus aufsuchen. Ist das dann noch Lebensqualität? Zudem vergisst man dabei, dass präventives Handeln selbst neue Risiken erzeugt.

Der Kirche gelingt es nicht mehr, die Menschheit in Angst zu versetzen. Umso mehr gelingt es der modernen (Schul- und Komplementär-)Medizin sowie Pharmazie, mit ihren neu erfundenen Krankheiten, der Vorsorgemanie und ihrem Diagnosewahn den Krankheitskult teuflisch anzuheizen! Die medizinischen IT-Roboter lassen grüßen!

Zu guter Letzt: Der pharmazeutischen Forschung geht es nicht immer darum, uns einen gesünderen Lebensstil nahezubringen, sondern für die Industrie lukrative Wege zu finden, uns medikamentös an einen ungesunden Lebensstil anzupassen und uns abhängig zu machen.

Heinz Mariner, Bruneck

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