Er hat was wieder getan

Leitartikel von Georg Mair in ff 33/23 über die Gewalt an Frauen; Norbert Dall’Ò über den Fall in Schlanders; Interview mit Jutta Speidel

Wertvolle Zeilen in ff 33 von Georg Mair und Norbert Dall’Ò! Das Interview mit Jutta Speidel halte ich für ebenso gelungen, auch weil die Schauspielerin darin etwas anspricht, was mich sehr besorgt sein lässt: das fehlende Selbstbewusstsein vieler Frauen, darunter zahlreicher Mütter, die der Geschichte der Emanzipation nicht ihre Wichtigkeit zukommen lassen; von „scheiss auf den BH!“ bis hin zu aufge­spritzten Lippen usw. ist wohl einiges unterwegs zur heutigen weiblichen Selbstwahrnehmung verloren gegangen. Ich war entsetzt, wie viele Frauen mir erklärten, dass eine Frau, die zu einem gewalttätigen Mann zurückkehrt, selber schuld sei, wenn dann „so etwas“ passiere! Ist das weibliches Denken? Wir brauchen Frauen, die uns selbstbewusst und liebevoll erklären, dass wir das wert sind, was wir sind, dass Männer nicht und niemals über uns bestimmen dürfen und wir jederzeit die Freiheit haben (dürfen müssen), das zu machen, was wir wollen.

Dazu braucht es politische Entscheidungen (wie muss ein Mietvertrag ausschauen, wenn eine Familie in die Wohnung zieht? Wie müssen Buben und Mädchen schon ab dem/im Kindergarten behandelt und begleitet werden, und vieles mehr), dazu braucht es männliche Entscheidungen, nicht still zu bleiben, wenn Geschlechtsgenossen Gewalt an Frauen ausüben, und weibliche Entscheidungen, ihre Geschlechtsgenossinnen nicht alleine zu lassen, indem sie nur „weise Sprüche“ vom Stapel lassen oder auch „nur“ von Abschaum reden, wenn es um junge Männer geht, denen eine frühzeitige Auseinandersetzung mit Respekt in jeglicher Form vielleicht verwehrt geblieben ist.

Barbara Gruber, Meran

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