Leserbriefe

Die Wut der Bauern

Aus ff 10 vom Donnerstag, den 07. März 2024

 

Haben Südtirols Bauern Grund zu demonstrieren? Titelgeschichte in ff 7/24

Auf dem Foto ein paar Schlepper, vermutlich ein symbolischer Bauer am Galgen und ein großes Schild mit der Aufschrift: „Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert.“

Da muss der Bauer nicht ruiniert werden. Das Essen wird so oder so größtenteils importiert bzw. hertransportiert. Ohne Importe müsste nicht nur die Südtiroler Bevölkerung, sondern auch die Bauernschaft verhungern. Zum Beispiel würde das Getreide, welches in Südtirol produziert wird, nicht einmal reichen, um die Bauernschaft (nebst der Urlaubenden auf deren Höfen) mit Brot zu versorgen. Wie würden die Mahlzeiten der undankbaren Südtirolerinnen und Südtiroler ausschauen, welche nicht die paar bäuerlichen Nischenprodukte kaufen (weil vielleicht das Geld dafür nicht reicht)?

Milch und deren Produkte, Äpfel und Wein hätten wir im Überfluss. Eier, Käse und Fleisch vielleicht auch noch genug. In der kühlen Jahreszeit noch Kraut und Karfiol. Aber ansonsten wäre Schmalhans Küchenmeister. Ja, wem das reicht, der ist fein raus. Kein Salat, kein Gemüse, kein Fisch, keine Zitrusfrüchte, von Exotischem gar nicht zu reden. Auch Knödel und Nocken würden zur Seltenheit, sind ja auch hauptsächlich aus Brot gemacht. Und nicht zu vergessen der Speck von guten holländischen und belgischen Fåckn. Nein, Importe will der reimende Bauer keine, aber exportieren möcht er schon, gell? Äpfel, wer weiß wo überall hin, Saatkartoffeln nach Ägypten, Milchpulver aus Vintl (für Afrika?), und ganz wichtig: Wein, ein „wertvolles Lebensmittel“, wie uns einer kürzlich in einem Leserbrief belehrt hat. Bad Bachgart hat bestimmt seine helle Freude mit dieser steilen These.

Also, aufgepasst und nachgedacht bei Reim und Geschriebenem, auch die Bauernmedaille hat zwei Seiten, wenn nicht mehr. Bei aller Berechtigung gewisser Themen, welche die Bauernschaft für sich reklamiert.

Günther Weiss, Meran

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