Leserbriefe

Die Lust am Trennen

Aus ff 12 vom Donnerstag, den 21. März 2024

Wer darf in die deutschsprachige Schule? Leit­artikel von Georg Mair in ff 9/24

Herr Mair sollte sich einmal in eine 3. Klasse einer deutschen Mittelschule in Bozen setzen. Dann würde er merken, dass die Umgangssprache Italienisch ist und der Klassenchat sowieso. Viele italienischsprachige ­Schülerinnen und ­Schüler sagen nach acht Jahren deutscher Schule immer noch „Ich habe 13 Jahre“, und das Sprachniveau ist so, dass ein guter, der Schulstufe entsprechender Deutschunterricht nicht möglich ist. Was sollen die Lehrpersonen tun, wenn die Schülerinnen und Schüler der deutschen Sprache nicht mächtig sind? Die Pflichtschule ist keine Sprachschule.

Ich spreche nicht nur von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, sondern auch von Kindern aus rein italienischsprachigen Familien, die in deutsche Schulen gesteckt werden, ohne dass die Kinder das ­wollen und ohne dass zu Hause oder im Umfeld irgendjemand Deutsch spricht. Sie zählen die Stunden, Tage und Wochen, bis sie am Ende der Mittelschule endlich ihre Schule selbst wählen können. Viele besuchen nach der deutschen Mittelschule eine italienische Oberschule.

Ich finde, dass auch unsere deutschsprachigen Kinder ein Recht auf eine adäquate Ausbildung haben. Und das ist im Moment sehr schwierig. In absehbarer Zeit wird es in Bozen keine deutschsprachige Bildung in unseren öffentlichen Grund- und Mittel­schulen mehr geben.

Silvia Lardschneider, Bozen

Leserkommentare

Kommentieren

Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.