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Leserbriefe
Faktencheck bitte!
Aus ff 15 vom Donnerstag, den 11. April 2024
Interview mit dem Impfgegner Hannes Loacker in ff 12/24
Es ist die nobelste Aufgabe des Journalismus, Fakten zu recherchieren und der Öffentlichkeit darüber zu berichten. Die ff sieht sich selbst gerne als das kritische Medium, scheint diesen Grundsatz aber manchmal arg zu missachten.
Es ist verständlich, wenn sich Impfgegner aufregen, wenn sie undifferenziert und pauschal als Putin-Freunde hingestellt werden. Umgekehrt wird in Großaufmachung einem Impfgegner ein vierseitiger Artikel mit einem ganzseitigen Foto gewidmet, der jede kritische Hinterfragung vermissen lässt.
Hannes Loacker behauptet die Verflechtungen zwischen Politik, Gesundheitswesen und Pharmaindustrie zu kennen und insinuiert, dass unrechterweise der Pharmaindustrie Milliardengewinne zugeschanzt wurden, weil „der Impfstoff keine sterile Immunität und keine Eindämmung der Ausbreitung des Virus“ bewirkt habe. Er fordert, dass ein Impfstoff nur dann gut sei, wenn er steril jedes Virus komplett und für immer abtötet. Das ist so abwegig, wie wenn man jedes Fortbewegungsmittel, das langsamer ist als eine Rakete, als unnütz und überflüssig abtut und die Milliarden, die wir an die Öl- und Autoindustrie zahlen, als ein infames politisches Geschenk hinstellen würde. Dass die Impfung die Ausbreitung des Virus nicht eingedämmt habe, ist eine offensichtliche Falschmeldung, die er ohne Faktencheck und von der Interviewerin unwidersprochen in die Welt setzen durfte. Hat er einen Beleg dafür?
Die Tragik ist, dass Südtirol zu einem Eldorado der Impfgegner geworden ist und wir mit den Impfungen Italiens Schlusslicht sind. Ich führe das u. a. darauf zurück, dass Impfgegner militant um Aufmerksamkeit kämpfen und diese oft auch ohne kritische Einwände bekommen. Gottseidank haben wir Institutionen, die für eine evidenzbasierte Medizin kämpfen, die untersucht und belegt, was wirkt und was nicht, und nicht zulassen, dass uns Quacksalber nutzlosen Mist als Heilmittel teuer verkaufen.
Loackers Vorgangsweise, nur persönlich ausgesuchten Menschen zu vertrauen, anstatt auf bewiesene Fakten zu setzen, hat schon viele in die Arme von Scharlatanen und Sektierern getrieben. Deshalb tun wir gut daran, abseits von persönlichen Sympathien und Antipathien der Wissenschaft und bewiesenen Tatsachen zu vertrauen. Und möge die Presse Meinungsvielfalt nicht als Beliebigkeit betreiben, sondern mit kritischem Faktencheck helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Pepi Tinkhauser, Bozen
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