Leserbriefe

Mahnung zum Frieden

Kriege werden Konflikte nie aus der Welt schaffen, Rüstung macht den Krieg unaufhaltsam. Was hilft also?

In ihrem Buch „An den Frieden glauben“ lese ich diese bemerkenswerten Sätze der deutschen Schrift­stellerin Luise Rinser, vor fast 80 Jahren geschrieben: „In diesem Jahrhundert wird unendlich viel geredet ... Aber Worte und Ereignisse klaffen auseinander …. Rüstungen sind nicht nur Sache der Regierungen und der Munitionsfabriken. Sie sind auch Sache des Volkes und haben eine psychologische Seite. Es gibt eine stimmungs­mäßige Rüstung des Volkes: die Bereitschaft des Volkes zum Krieg! Die Uranfänge eines jeden Krieges liegen in dem Ja, das der Einzelne zum Krieg sagt. Ist dieses Ja einmal ausgesprochen, so gibt es der stofflichen Rüstung jenes fürchterliche Gewicht, das den Krieg unaufhaltsam macht.“

Die Rede dieser klugen Frau, im September 1946 bei der internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Stuttgart gehalten, lässt mich fragen, warum die mahnenden Stimmen der Nachkriegsliteratur (Böll, Brecht, Kästner, Grass, Borchert, Mann, Zweig, Wolf, Bachmann), uns Heutige nicht mit mehr Engagement für den Frieden auftreten lassen, als wir es tun.

Ich weiß, wie auch schon Rinser, dass blutige Kriege Grundspannungen niemals aus der Welt schaffen werden und dass es einen paradiesischen Stand spannungsloser Unschuld und Einheit nicht gibt. Warum aber sollten die Völker der Erde nicht in Widersprüchen leben können und sie durch Verträge mildern, statt sie zu vernichten?

Die Rede endet mit dem Satz: „Wer der Zukunft dienen will, wird es nicht mehr können als Patriot, sondern einzig und allein als Mensch in der Gemeinschaft aller Menschen dieser Erde.“

Haben wir zu viel Angst?

Martha Fuchs Haller, Sterzing

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