Leserbriefe

Da läuft vieles schief

Schulen sind oft Stressanstalten. Das darf nicht so bleiben. Leitartikel von Alexandra Aschbacher in ff 25/25

Während draußen Digitalisierung, Globalisierung und gesellschaftlicher Wandel toben, pflegt das Südtiroler Bildungssystem ein inniges Verhältnis zum Status quo. Warum also etwas ändern?

Die Babyboomer rauschen dem Ruhestand entgegen wie eine Lawine, und was tut man?

Man schaut staunend zu, als hätte man von all dem noch nie etwas gehört. Visionäre Personalplanung? Fehlanzeige! Stattdessen flackert hektisch das Licht der letzten Hoffnung in den Lehrerzimmern – jene letzten Idealisten, die sich noch nicht krank gemeldet oder innerlich gekündigt haben.

Die Bezahlung? Ein Gedicht! Leider nicht Goethe, nur Zettelwirtschaft. Da wuchtet man sich durch randvolle Klassen, turnt zwischen integrationspolitischen Drahtseilakten und einem bürokratischen Irrgarten, der Kafka vor Neid erblassen ließe – und wird am Monatsende mit einem Gehalt belohnt, das leise murmelt: „Danke für nichts – aber schön, dass du noch nicht umgefallen bist.“ Ein Heldentum ohne Orden, aber mit Burnout-Garantie.

Doch der wahre Clou liegt in der gesellschaftlichen Wertschätzung. Die Schule soll alles richten – erziehen, bilden, therapieren, integrieren –, aber wehe, sie versagt. Dann sind es wieder einmal die verstaubten Lehrer oder „diese faulen Ferienmacher“. Ein Hoch auf das pädagogische Sündenbock-Wesen!

Und die Politik? Die reagiert mit großem rhetorischem Einfühlungsvermögen. Man spricht von „Herausforderungen“, „Zukunftsprojekten“ und „Investitionen“, die sich meist in Power-Point-Präsentationen erschöpfen. Reformen? Wenn, dann bitte ohne Kosten, Konflikte oder Kompetenz.

Was bleibt? Eine Generation junger Lehrpersonen, die sich fragt, warum sie sich das antun soll. Und eine ältere, die Tage zählt.

Südtirols Schule gleicht einem Theaterstück mit glänzender Kulisse, aber morsch tragender Struktur. Wie sagte Seneca (der übrigens nie in einer Sammelklasse mit 25 Kindern unterrichten musste): Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. Na dann: Vorhang auf für die kommende Krisen-Saison!

Florian Leimgruber, Sand in Taufers

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