Leserbriefe

„Denkanstoß geben“

Aus ff 28 vom Donnerstag, den 10. Juli 2025

Kurzinterview in ff 27/25 mit AVS-Vizepräsidentin Ingrid Beikircher über eine Namensänderung von Schutzhütten

Südtirols Schutzhütten wurden nach Ende des 1. Weltkrieges entschädigungslos enteignet und italienischen Cai-Sektionen zugewiesen. Alle erhielten einen italienischen Namen. Es kann aber nicht sein, dass man jetzt wieder eine Namensänderung in Erwägung zieht, und dies ausgerechnet auf Initiative des AVS, das riecht gewaltig nach Südtiroltümelei. Von Geschichtsverständnis scheint nicht viel vorhanden zu sein.

Die Namen der Hütten geben Zeugnis, dass damals der Alpenverein im gesamten deutschen Sprachraum tätig war, zu dem Südtirol ethnisch auch heute noch gehört. Die Erbauer-Sektionen verdienen es, weiterhin Namensgeber der Hütten zu sein. Nur so bleibt die Erinnerung an das vor 100 Jahren geschehene Unrecht wach, nicht im Rahmen von Gedenktafeln.

Die heutigen AV-Mitglieder sind bereits die 3. und 4. Generation und wissen oft nicht, wer die Erbauer der Hütten waren. Nur ganz nebenbei, die Bürger der DDR haben erst nach der Wende erfahren, dass ihre Vorfahren in den Alpen Hütten gebaut haben, die nach Städten ihrer Heimat benannt sind, etwa Zwickauerhütte, Chemnitzerhütte, Magdeburgerhütte und andere. Sie freuten sich sehr, als sie endlich die Alpen sehen durften und Bezugspunkte fern ihrer Heimat fanden. Umso eifriger war dann der Besuch dieser Hütten ihrerseits.

Eine Namensänderung ist meiner Meinung nach fehl am Platz. Viel wichtiger wäre eine Initiative zur Rückerstattung der Schlernhäuser an die Sektion Bozen im AVS. Auch die Nichtgewährung von Ermäßigungen bei Hüttennächtigungen in den Landeshütten ist immer noch offen.

Walter Fischnaller, Vintl

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