Leserbriefe

Durch die Decke

Titelgeschichte in ff 31/25 über Südtirols Hotellerie, die ihre Preise angehoben hat – und damit prächtige Gewinne macht

Wenn Frau Rainer, HGV-Vizechefin, erklärt, „Was gut ist, muss auch ­seinen Preis haben“, frage ich mich: Für wen ist es denn gut – und was verstehen wir heute eigentlich unter gut? Für Gäste, die sich am Convenience-Buffet satt essen, serviert von Personal ohne fundierte Ausbildung, das sich die Mieten in Tourismushochburgen längst nicht mehr leisten kann? Oder doch eher für diejenigen, die ein Hotel betreiben, die im Boom baden, während soziale und ökologische Nachhaltigkeit untergeht?
Südtirol verkaufe sich nicht mehr zu billig, sagt Frau Rainer. Nein – es verkauft sich schlicht teuer. Doch oft unter einem Etikettenschild von Qualität, das bei näherem Hinsehen bröckelt wie der Putz in Personalunterkünften: industrielle Lebensmittel statt frischer Regionalität, befristete Arbeitsverhältnisse statt gut ausgebildete Fachkräfte, Bodenversiegelung statt Lebensqualität – und eine Tourismuspolitik, die stärker an Margen als an Menschen denkt.
Die Aussage „Der Berliner bleibt weg? Kein Problem!“ verrät viel über die Haltung hinter diesem System: Wer sich Südtirol nicht mehr leisten kann, ist offenbar nicht mehr willkommen. Doch wo bleibt der Sinn für Gemeinwohl, für Vielfalt, für soziale Gerechtigkeit? Nachhaltiger Tourismus bedeutet nicht, möglichst viel aus möglichst wenigen Gästen herauszuholen, sondern gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung ein ökologisches, soziales und kulturelles Gleichgewicht zu schaffen.
Wer glaubt, Südtirols Zukunft liege darin, sich ausschließlich für eine wohlhabende Klientel herauszuputzen, riskiert langfristig genau das, was diesen Ort einst besonders machte: die gelebte Verbindung von Natur, Menschen und echter Gastfreundschaft. Nicht alles Gute hat nur seinen Preis – manches hat einfach seinen Wert. Und der lässt sich nicht (nur) in Euro bemessen.
Mit freundlicher, aber bestimmter Empörung,
Sandra Moszner, Lana

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