Leserbriefe

Rückhand voll Dollar

 

Außensicht von Anton Rainer in ff 29/25 über Jannik Sinners Gastspiel in Saudi-Arabien

Mit Befremden las ich in Anton Rainers sehr interessantem Artikel davon, dass der Wimbledon-Sieger Jannik Sinner im Oktober dieses Jahres bereits zum zweiten Mal in Saudi-Arabien beim sogenannten „6 Kings Slam“ auftreten würde.
Der autokratische Staat tritt nicht nur, ganz allgemein formuliert, die Menschenrechte mit Füßen, sondern geht auch äußerst skrupellos und brutal gegen die eigenen Bürger vor, so sie sich erdreisten sollten, das Regime des Königs und dessen Sohn, Kronprinz Mohammad bin Salman, zu kritisieren.
Ich erinnere an die Ermordung des hochkarätigen Journalisten Jamal Kashoggi, der unter anderem für die Washington Post tätig war. Kashoggis Ermordung jährt sich im kommenden Oktober zum siebten Mal: Er wurde 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul, als er Dokumente für seine Eheschließung mit der türkischen Forscherin Hatice Cengiz einholen wollte, von einem mehrköpfigen Killerkommando getötet und bei lebendigem Leibe zerstückelt (sic). Die Morduntersuchungen haben zweifelsfrei ergeben, dass Kashoggi auf Geheiß des Kronprinzen Mohammad bin Salman auf diese grausame Weise hingerichtet worden ist. Ich denke, dass ein prominenter Athlet wie Sinner nicht nur in sportlicher, sondern auch in moralischer Hinsicht für die Jugend ein Vorbild sein sollte, da seine Erfolge auch mit einer ­gewissen gesellschaftlichen Verantwortung verknüpft sind. Welche Botschaft vermittelt er den jungen Menschen, wenn er bei dem ­genannten Event in Saudi-Arabien auftritt, das – nebenbei gesagt – nicht mal als Turnier anerkannt ist und nur dazu dient, das autokratische Regime besser und harmloser dastehen zu lassen? Es ist die Botschaft, dass Menschenrechte egal sind, Menschenleben nichts zählen und dass es gleichgültig ist, aus welchen Händen man Geld annimmt. Auch wenn an diesen Händen Blut klebt.
Es ist, ganz einfach, die Botschaft: „pecunia non olet“.

Maria Theresia Schmittner, Terlan/Meran

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