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Titelgeschichte in ff 30/25: Wie die Politik die Spitzen­beamten lenken will. Und die Bevorzugung von Florian Zerzer

Die von der Landesregierung beschlossene Ersetzung der engagierten und fachlich überaus kompetenten Direktorin der Landesabteilung Natur, Landschaft und Raum­entwicklung, Virna Bussadori, durch eine politisch genehmere Person weckte in mir Erinnerungen an meine frühere Tätigkeit. Bis zur Pensionierung 2008 arbeitete ich als Direktor des (inzwischen aufgelösten) Amtes für Landschaftsökologie viel mit der Abteilung Raumordnung zusammen: bei der Ausarbeitung der Landschaftspläne und bei der landschafts­ökologischen Begutachtung von Bauleitplanänderungen.

Damals schon fiel mir die Fachkompetenz der ­jungen engagierten Raum­planerin Virna Bussadori auf, auch ihr unerschrockenes Verantwortungsbewusstsein für den Erhalt von Natur und Landschaft Südtirols. Schon damals brauchte man als Landschaftsexperte ein dickes Fell, da unsere landschafts­ökologischen Argumente häufig im „Papierkorb“ der Politik landeten, wenn für deren Entscheidungsfindung andere Interessen oder Lobbys gewichtiger waren.

Unsere Rolle wurde einmal verglichen mit der des klugen Hofnarren auf feudalen Fürstensitzen: Er durfte zwar seinem Herrn ungeschminkt und ungestraft die Wahrheit sagen, brauchte aber nicht weiter ernst genommen zu werden.

ff hat jüngst im Titelthema aufgezeigt, dass die Politik inzwischen schon vorbeugend bei der Bestellung politisch pflegeleichte und folgsame Spitzenbeamte bevorzugt und honoriert.

Um nicht zu resignieren, musste man über die eigene Expertise hinwegsehen können. So heftete ich als Landschaftsplaner über dem Schreibtisch ein Zitat aus Bert Brechts Dreigroschenoper an die Wand: „Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht, und mache einen zweiten Plan – gehn tun sie beide nicht.“

Aktuell mach ich mir Sorgen, dass der hochgelobte, durchaus ambitionierte Klimaplan des Landes ohne gesetzliche Verankerung ein ähnliches Schicksal erleidet.

Martin Schweiggl, Kurtatsch

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