Leserbriefe

Hotel auf dem Berg

Schutzhütten sollen Leuten, die auf den Bergen unterwegs sind, Schutz bieten – mehr braucht es nicht

Schutzhütten sind ein einfacher Unterstand, die Bergwanderern und Bergsteigern bei schlechtem Wetter Schutz sowie bei längeren Touren eine Übernachtungsmöglichkeit bieten. Zurzeit ist für eine Hütte eine Erweiterung/Sanierung vorgesehen, an zwei Hütten wird gebaut. Auffällig sind die sehr unterschiedlich hohen Kosten.
Für die Lenkjöchlhütte im hinteren Ahrntal sind Erweiterungsarbeiten und eine energetische Sanierung mit einem Gesamtbetrag von 6 Millionen Euro vorgesehen. Besitzer ist das Land Südtirol, für die auf 2.603 Meter Meereshöhe gelegene Hütte mit 45 bis 50 Schlafmöglichkeiten eine stolze Investitionssumme.
Für die Sesvennahütte am Schlinigpass schlagen Sanierungs- und Umbauarbeiten mit einem Gesamtbetrag von 2,7 Millionen Euro zu Buche. Sie gehört dem AVS, liegt auf 2.262 Metern und hat 80 bis 100 Schlafmöglichkeiten. Die Arbeiten werden demnächst abgeschlossen.
Für die private Heilbronnerhütte am Taschljöchl ist für Wiederaufbau und Rekonstruktion ein Gesamtbetrag von circa 2 Millionen Euro vorgesehen. Sie liegt auf 2.770 Metern, hat etwa 40 Schlafplätze und soll 2027 eröffnet werden.
Es hat den Anschein, dass es am Besitzer liegt, wie viel investiert wird. Ist der Besitzer das Land, zahlen wir (die Steuerzahler), der AVS ist auf Landesbeiträge und Mitgliedsbeiträge angewiesen – der Private finanziert alles selbst.
Landesrat Christian Bianchi versucht, für die Lenkjöchlhütte die hohen Kosten zu rechtfertigen mit schwierigen Arbeitsbedingungen am Berg. Oder mit der kurzen Zeitspanne, in der so hoch oben gearbeitet werden kann. Oder mit dem aufwendigen Transport. Auch die Sesvenna- und die Heilbronnerhütte liegen in etwa auf gleicher Meereshöhe. Sie sind bei der Bauausführung mit den gleichen Bedingungen konfrontiert.
Auf den Bergen brauchen wir weder ein Hotel noch eine Bettenburg. Gerade dort müssen wir mit den Ressourcen Wasser und Energie sparsam umgehen. Der passionierte Bergmensch ist mit einer einfachen Unterkunft mit einfacher Verköstigung zufrieden.
Ich hoffe innigst, dass die Landesregierung von Protzbauten wie Schwarzenstein- oder Stettinerhütte Abstand nimmt. In Anbetracht von zu wenig Geld für bestimmte Sektoren wie Sanität oder Bildung sind solche enormen Investitionen schwer vermittelbar.
Franz Fliri, Naturns