Flaneid-Autor
Die neue Bürgermeisterin musste erst noch einen Ausschuss zusammenstellen und dafür Überzeugungsarbeit leisten. Und Zuckerbrot war keins da.
von Max Adorf
Der Wahlkampf kam in die heiße Phase. Das Niveau war tief, aber da war noch Luft nach unten.
Die Wahlen nahten und der Bürgermeister freute sich über die plötzlich freundliche Presse.
Der Bürgermeister war vor den Wahlen arg in Bedrängnis, hatte aber eine Idee, um Flaneid einen Platz in der Geschichte zu verschaffen.
Der Wahlkampf kam in die Runden. In Flaneid verstand man darunter: Lokalrunden. Und sie waren käuflich.
Die Flaneider Bürgerlisten waren auf Suche. Und entgegen dem Trend trauten sie sich, wählerisch zu sein.
Zufrieden ist, wer will, was sowieso kommt. Die Flaneider versuchten, aus der Kernkraft das Beste zu holen.
Die Wahl in Deutschland war geschlagen. Die Wahlbeobachter in Flaneid schlugen sich gegenseitig.
Gegen den Ausverkauf der Heimat drückten die Flaneider Landwirte den Neuen so stark an die Brust, dass ihm die Luft ausging.
Die Gemeindeführung suchte nach geeigneten Kandidaten. Dabei wurde vorurteilsfrei und fast ergebnisoffen diskutiert.
Die Jugend ertrank im Alkohol. Aber die Gemeindeführung hatte schon eine Lösung. Und darauf tranken sie einen.
Die Flaneider wollten das neue Jahr voller Energie beginnen. Aber woher sollte die kommen?
Groß denken und großtun – eine neue Art der Politik hatte natürlich auch Flaneid erfasst, immerhin die wichtigste Gemeinde der Welt.
Der Wirt hatte ein Alkoholproblem, der Gemeindeausschuss ein politisches. Beides konnte nur durch ein starkes Aussitzleder gelöst werden.
Zum Jahreswechsel sammelten alle systemrelevanten Organisationen Spenden für ihr gemeinnütziges Wirken. Die Kategorie wuchs sprunghaft.
Der Begriff war umstritten, klar war nur, dass die Einzahl nicht reichte. Der Gemeindeausschuss machte sich das zunutze.
Gute Politiker hören, was die Leute sagen. Gute Staatsanwälte hören beide.
Termine sind in der Politik etwas Unausweichliches. Außer man verschiebt sie.
Bürgermeister Grüner bereitete sich gerade auf seine nächste, unendliche Amtszeit vor. Und brachte den Ausschuss damit auf Linie.
Die Flaneider gingen die Herausforderung ganz konkret an: mit einer Senkung der Nächtigungszahlen.
Die US-Wahlen hatten Auswirkungen auf die ganze Welt. Den Flaneider Bürgermeister zwangen sie zum Beispiel zum Rechnen.
Die Gäste rümpften zunehmend die Nase. Zeit, ihnen klarzumachen, dass das Authentische wichtig, aber nicht für alle verdaulich ist.
Flaneid wollte mehr Freiheit. Und darum verhandelte man mit dem Land um Alles oder Nichts bzw. Kopf oder Kragen.
Die Einheimischen hatten genug, der Wirt nicht. Gab es einen Weg, wie der Tourismus selbst für seine Kulisse sorgen konnte?
Vor lauter Vorschriften suchten manche die Flucht aus der Gemeinschaft. Doch wie richtig aussteigen? Zunächst aus dem Auto.
Die Erörterung der Wohnungsnot gefährdete die Flaneider Koalitionsverhandlungen, noch bevor sie anstanden.
Manchmal gibt man den Leuten etwas, indem man ihnen etwas nimmt. Die Flaneider lehnten dankend ab.
In der Not besannen sich die Flaneider auf das Wesentliche und delegierten den Zusammenhalt an den Bürgermeister.
Flaneid hing stark von Deutschland ab. Die Gemeindeführung wusste das und suchte nach politischen Auswegen.
Wirt Unterganzner führte einen verzweifelten Kampf gegen die Privilegien der Einheimischen, stieß aber auf wenig Verständnis.
Die Flaneider machten im Kampf gegen den Übertourismus Ernst.
Um Schlimmes zu vermeiden, blieb der Gemeindeausschuss untätig. Schon wegen der Vorbildfunktion.
Manche Machthaber gaben nie auf. Doch der frische Wind aus Amerika ließ auch Flaneider Sitzplätze wackeln.
Bürgermeister Grüner war entschlossen, wieder zur Wahl anzutreten. Dafür war er bereit, seinen Kopf zu riskieren.
Bürgermeister Grüner war fest entschlossen, wieder anzutreten. Nur, etwas fehlte ihm.
Um den Übertourismus abzuwehren, aber die Branche zu retten, besetzten die Flaneider selber die Hotelbetten.
Auch Flaneid litt unter der Abwanderung von jungen Arbeitskräften. Vizebürgermeisterin Klotz ging das Problem an. Mit der Hand.
Während die Flaneider Wirtschaft die EU-Wahl mit gemischten Gefühlen sah, arbeitete die Politik an einer nachhaltigen Strategie.
Der Wirt machte sich Sorgen, wie die Flaneider zu ihrem Standort standen. Von der Antwort hing das Überleben ab. Und sie war falsch.
Manchmal will man einfach nur seine Ruhe. Schwierig wird es, wenn ein ganzes Dorf diesen Wunsch verspürt.
Der Ruf nach Demokratur wurde im Volk immer lauter. Die Gemeindeführung tat alles, um ihm nach dem Maul zu reden.
Auch ein warmes Lüftchen kann die Welt ins Chaos stürzen, wie die Flaneider am eigenen Leib erfahren mussten.
Den Flaneidern war sehr daran gelegen, dass alle das Gesetz einhielten. Alle anderen wenigstens.
Auch die Flaneider wollten vom großen Kontinent etwas abhaben. Dazu musste man zunächst einmal dessen Lage herausfinden.
Der Gemeindeausschuss spürte erste Bürgerwut wegen der Wohnungsnot und stieß dann auf ein geniales Konzept.
Die Flaneider fühlten sich von Vorschriften umzingelt. Zeit für einen Befreiungsschlag.
Der Bürgermeister sah sich unverhofft als Problemlöser gefeiert. Und wollte jetzt noch höher hinaus.
Auch die Gemeinde Flaneid hätte beinahe einen Plan entwickeln müssen. Nur ein Missgeschick bewahrte sie vor dem Schicksal.
In der wichtigsten Partei war wieder der Wurm drin. Statt zu reden, wurde jetzt aber gehandelt.
Der Bürgermeister fand, dass Abschiebungen derzeit ankamen. Mangels Alternativen konnte es auch Inländer treffen.
Zur Wahrung der Sicherheit gehörte eine Kamera her. Zur Wahrung der Privatsphäre gehörte sie weg. Die Politik stand vor einem klassischen Dilemma.
Die Flaneider Gemeindespitze schaute beeindruckt auf das Brixner Ergebnis. Und überlegte, wie man die Wahlbeteiligung weiter senken könnte.
Der Proporz drohte zu kippen, zuerst einer, dann der nächste und übernächste. Die Flaneider Politik reagierte berechnend, aber menschlich.
...kam der Protest zorniger Bürger. Die Flaneider Parteien wollten mitschwimmen, der Bürgermeister musste.
Die Bauern wollten etwas gegen Brüssel unternehmen, die Umweltschützer gegen die Bauern und die Vizebürgermeisterin gegen jemand anderen.
Bürgermeister durften nun doch wieder länger im Amt bleiben. Grüner wusste noch nicht, ob er wollte.
Die Flaneider fachsimpelten über die neue Regierung und sahen eine Kontaktaufnahme als dringlich an. Aber wie?
Der Wirt war dabei, unverschuldet in einen fremden Konkurs zu rutschen, und bat um Solidarität. Auch der Gemeindeausschuss schaute weg.
Auch in Flaneid gab es ein Koalitionsabkommen, über dessen Einhaltung eine Kommission wachte. Sofern es noch lesbar war.
Die Flaneider waren von der Neujahrsansprache ihres Bürgermeisters begeistert. Dabei hatte er stärker untertrieben als erwartet.
Der Bürgermeister arbeitete an seinem Jahresrückblick, fand aber nichts. Und fand das schließlich gut so.
Die Flaneider fanden endlich Gehör beim Land. Man ging auf alle ihre Forderungen ein. Zufrieden konnte man damit aber nicht sein.
Der Gemeindeausschuss befasste sich mit dem Krampus und der Bozner Koalition. Und fand Gemeinsamkeiten.
Kann man alles haben, was man will? Muss man alles wollen, was man haben kann? Die politischen Forderungen reichten vom Himmel bis zum Boden.
Die Flaneider befassten sich mit der politischen Richtung, sahen, dass Kompromisse notwendig waren, und ließen dafür etwas fallen.
Wie sich Verhältnisse, Wahrheiten und Nachrichten verändert haben: die Erinnerungen eines Flaneider Reporters.
Die Aufstellung einer starken Mannschaft ist höhere Mathematik. Die Flaneider versuchten es zunächst bei religiösen Angelegenheiten.
Wollen ist leicht, können ist schwierig, miteinander können am schwierigsten. Die Wahlanalyse der Flaneider. Und ihr Angebot.
Die Flaneider konnten nicht zusehen, wie eine Rodelbahn ein einig Volk entzweit. Und erklärten sich bereit, die Hauptlast zu tragen.
Die neue deutsche Farbenlehre drohte über den Brenner zu schwappen. Die Flaneider zeigten, wie das zu verhindern war.
Hohe Umfragewerte waren heutzutage sehr gefragt. Aber auch niedrige ließen sich zu Geld machen.
Prominente sind gute Gäste, auch wenn sie weg sind. Oder nie da waren. Der Flaneider Wirt machte ein Konzept daraus.
Wenn der Wohlstand der Flaneider in Gefahr war, konnten sie sich auch arm stellen.
Die Flaneider wollten weder Wolf noch Abschiebezentrum. Und fanden für beide eine Verwendung
Kann Flaneid Staat? Die Frage stellte sich durch ein plötzliches soziales Problem. Und hing an einem Wappentier.
Wer heute im Namen von Idealen das Maul aufriss, bekam mehr Geld hineingestopft. Die Flaneider gewöhnten sich dran.
Die Flaneider hatten schon hart darauf gewartet. Und jetzt wollten sie die Ersten sein, noch vor dem Schießbefehl.
Der Kampf um die Sichtbarkeit hatte neben der Politik auch die Flaneider ergriffen. Blutvergießen wurde einkalkuliert.
Man kann über Touristen denken, wie man will. Nur nicht so laut wie die Flaneider.
Der Wahlherbst rückte immer näher, die Kandidaten auch. Wie die Flaneider die Flut bewältigten.
Wenn eine kleine Gemeinde sich mit großen Wahlen beschäftigte, musste es etwas Wichtiges sein. Die Flaneider wussten, warum. Glaubten sie.
Wenn Tiere wild wurden, fürchteten sich ganze Branchen vor dem Aussterben. Es mussten Radikallösungen her.
Die neue, digitale Welt fußte auf besten Traditionen. Beides zusammen ergab die ideale Lösung für die dringendsten Flaneider Probleme.
Auch die Flaneider bangten um ihre Gipfelkreuze und kämpften. Aus Überzeugung oder mit Absicht.
Auch die Flaneider wurden befragt, ob ihnen der Fremdenverkehr mehr oder weniger auf die Nerven ging. Die Antwort fiel zweideutig aus.
Ein Großer war gegangen und ist nun Geschichte. Die Flaneider fragten sich, wie sie mit dieser Geschichte umgehen sollten.
Den Betrieben gingen die Arbeiter aus, den Gemeinden die Bevölkerung. Zeit für drastische Maßnahmen.
Nicht jeder Fortschritt dient dem Guten. Die Flaneider mussten feststellen, dass es neben Atombomben, Telefonschleifen und Parkautomaten auch Fahrräder gab.
Die Flaneider Parteien bemühten sich, alle Positionen abzudecken. Egal, ob es zusammenpasste.
Schweren Herzens, aber mit nachhaltiger Zustimmung teilte die Flaneider Wirtschaft das übergeordnete Anliegen: den Rückbau der Straßen.
Die Flaneider probten und fanden: Die künstliche Intelligenz konnte durchaus mithalten. Sogar mit dem natürlichen Blödsinn.
Die Flaneider Tarifparteien waren sich einig, dass mehr Geld hermusste. Woher nehmen, wenn nicht …
Des einen Leid, des anderen Freud’: Die Flaneider konnten sich nicht darauf einigen, wann was zu feiern war. Hilfe kam von oben.
Der Bürgermeister versuchte, das Volk für sich zu begeistern. Und erlebte eine lauwarme Überraschung.
Im Gasthaus zerriss man sich gerne über den Bären das Maul. Ein Futterwechsel schaffte Abhilfe. Für ein Weilchen.
Flaneid stand plötzlich ohne Vereine da. Die Vereine waren die Stütze des Dorfes. Und ihrer Obmänner.
Was wofür zustand, war leicht zu beantworten. Aber wem, das blieb die Frage. Der Gemeindeausschuss fühlte sich betroffen.
Die Flaneider Politik war in Panik. Wegen einer Umfrage und wegen gewisser moralischer Ansprüche.
Die Sommersaison zeichnete sich nicht so rosig ab wie im Rest des Landes. Schuld war der Futterneid der Flaneider.
Wer schreibt noch für die ff ...
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