Michaela Senn „entwickelt“ Theaterstücke und findet dafür ungewöhnliche Formen. Wie das geht, zeigt jetzt „Magdalena, ma dai“, ihr Stück über die Frau von Michael Gaismair.
Außensicht
Ranglisten: Nach Recht gewönnen wir
Aus ff 50 vom Donnerstag, den 11. Dezember 2025
Jedes Jahr um diese schreckliche, nachrichtenlose Zeit hilft Statistik über die Runden. Los ist nichts, aber geschrieben und gesendet werden muss. Und nichts ist dafür hilfreicher als Zahlen. Daraus kann man Rangordnungen bilden, Vergleiche ziehen wie sonst nur im Sportteil.
Competition! Das ist unser Fach. Gewinnen kann in der Regel nur einer. Weil aber die Verlierer immer in der Mehrheit sind, gibt es das ungeschriebene Gesetz, mindestens den Zweiten und Dritten eines jeden Wettbewerbs auch etwas sein zu lassen, olympisch gesprochen eine Medaille zu gewinnen. Zusammen mit dem Ersten stehen der Zweite und Dritte dann „am Stockerl“. Miteinander machen die drei so das „Siegerfoto“. In welcher Reihenfolge, ist den Jeweiligen am Gesichtsausdruck abzulesen.
Seit einer Weile lassen Wirtschaftsgazzetten auch Regionen und Provinzen um die Ränge im Staate rittern. „Lebensqualität“ ist dabei die Königsdisziplin, und Südtirol gehört darin seit Jahren zu den Favoriten. Ein paar Mal haben wir sogar gewonnen. Heuer wurden wir Zweite, was zu feiern wäre. Wäre. Wäre nicht das Trentino Erster. Mailand den Vortritt zu lassen (heuer Dritter), bitte! Wäre ehrenhaft. Aber doch nicht diese Trentinazzi, diese Polentoni, unsere natürlichen Feinde (nicht erst seit Degasperi). Trittfahrer unserer Autonomie sind sie. „Nutznießer“, hieß es letzte Woche in einer Landesmitteilung. Entsprechend schmallippig, ja schmollend wurde diesmal die Platzierung zur Kenntnis genommen. Von 107 Provinzen Zweite, „aber“ hinter den Trentinern. Ob die uns nicht wieder übers Ohr gehauen haben?
Gerechtigkeit würde erfordern, dass wir gewinnen. Wie mit dem Sinner zum Beispiel. Wie schwer fällt es doch unseren Sportjournalisten, ohne Wenn und Aber zu sagen, Jannik Sinner ist momentan die Nummer zwei der Weltrangliste, hinter Carlos Alcaraz. Nein, sie sagen, er ist es, „obwohl er zwei Monate nicht spielen durfte“. Korrekt wäre, wenn Ausrede schon sein muss: weil er wegen Doping gesperrt war.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
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