Außensicht

Die daigen und die anderen: Uns zeigt keiner nix

Letztes Mal hatte ich eine Meinung, und ich wurde beschimpft dafür. Ich glaubte, jemand könne Gutes bewirken, auch wenn er kein guter Mensch ist. Tut mir leid, ich glaub es. Diesmal aber Fakten. Südtirol macht gern auf international. Das sollte es nicht länger.
Neulich hat der künstlerische Leiter des Haydn-Orchesters, Georgio Battistelli, abgedankt. Er ist gebürtiger Römer, und abdanken ist ein beschönigendes Wort dafür. Nur einen Tag lang wurde er benachweinigt, und schon gab’s den Nachfolger: André Comploi, Enneberger, ein Da-iger eben.
Es ist das alte Stück: Erst holen wir uns die Welt, um dann zu verstehen: Die Besten sind doch die Unsrigen. Erinnert sich noch wer an Alfred Steinherr? Finanzgenie aus Frankfurt, grad das Rechte als Gründungsrektor für unsere neue Freie Universität Bozen. Wird als Spesenritter entlarvt. Und verjagt. Es folgt „pro tempore“ der Österreicher Hans Drumbl und fix die Schweizerin Rita Franceschini, zwar beide nicht Da-ige, aber immerhin sehr da-ig fügsam.
Und so geht’s immer. Das neue Museion wäre 2007 nicht neu gewesen, hätte es nicht mit Corinne Diserens eine Französin zur Direktorin gemacht. Sie verbrach den gekreuzigten Frosch von Kippenberger. Via mit der Fremden! Und bitte vorrücken, Letizia Ragaglia, zwar Italienerin, aber von da. Für Südtirol Marketing holten wir den feschen Ösi Karl Kronsteiner. War uns bald zu fesch. Hätten wir uns gleich den Christoph Engl anlachen können. Den nahmen wir dann. Fürs neue Stadttheater Bozen: Georg Mittendrein, Emanuele Bohn, beide zu international, es folgte ein Da-iger, Thomas Seeber. Manfred Schweigkofler, Eigenbau-Tuttofare, hielt zwölf Jahre als Direktor der Stiftung Stadttheater, er war auf Marc Günther, einen nicht Da-igen gefolgt. Manche erinnern sich noch an den Schael Thomas, den Wunderheiler unserer dauerkranken Sanität. Zog weiter nach Kalabrien. Daheim in Südtirol tat’s ein Zerzer.
Und die Moral von der Geschicht: Erst kommt der internationale Star, der wird verjagt. Es folgt ein Da-iger. Den zu verjagen, ist schwerer. Denn irgendwann könnten sich die Leute fragen: Wer wählt ständig solche Nieten aus? Und denken: Wählen wir die ab, die sich immer so verwählen. 

von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff

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