Außensicht

Friedensnobelpreis: Nobeltrump, das wär’s

Aus ff 42 vom Donnerstag, den 16. Oktober 2025

Eine Verwegenheit heute. Als letzten Freitag der Friedensnobelpreis 2025 an die tapfere Marina Corina Machado ging, war ich enttäuscht. Schon wieder so eine gute Irgendeine! Ich hatte spekuliert, Trump, ja Donald Trump der Unhold, würde den Preis gewinnen. Schon möglich, dass mich die Bilder von den tanzenden bis durchgedrehten Menschen auf Israels Straßen und in Gaza um einen Rest Vernunft gebracht haben, aber was hat vorgeblich politische Vernunft uns bisher beschert? Was seit dem 15. Februar 2022 in der Ukraine, was seit dem 7. Oktober 2023 in Gaza? Krieg und Tod und keine Aussicht auf ein Ende. Wenn Rettung sein konnte, dann doch nur von außen, von ganz wo Abwegs her. Von einem Narren zum Beispiel.
Wer anderes als Trump hätte die Waffen dort zum Schweigen gebracht? Kein vernünftiger Mensch wird sich anmaßen zu wissen, für wie lang, zu welchem Preis und ob es wirklich Frieden gewesen sein wird. Doch seien wir für einmal bescheiden und anerkennen die Tat des Unsäglichen. Aber deswegen gleich den Friedensnobelpreis? Das Wiener Opernball-Original „Mörtel“ Lugner beantwortete Fragen nach dem Warum stets mit der Gegenfrage: „Warum nicht?“ Trump hat den Preis für sich geradezu eingefordert. Unverschämt wie immer. Deshalb: warum ihn jetzt nicht bei seiner Schwäche packen? Könnte ja sein, dass einem friedenspreisgekrönten Trump der Ehrgeiz auf weitere Friedensdiktate wächst. Heute Gaza, morgen die Ukraine, in diesem Sinn. Warum nicht? Europa machte schon würdelosere Kniefälle vor dem Egomanen, als es das bisschen Schmeicheln mit der Friedenskrone wäre.
Würde ein Preisträger Trump das Ansehen des Nobelpreises beschädigen? Kaum, es wäre es nicht die erste Fehl­entscheidung des Preiskomitees in seiner Geschichte. Dafür hätte die Jury Mut bewiesen und statt nur auf Verdienst einmal auf Wirkung gesetzt. Dem Friedensnobelpreis täte das gut. Auch für diesen gilt nämlich, was Max Frisch einmal bezogen auf Bert Brecht gesagt hat: „Er hat die Wirkungslosigkeit des Klassikers erreicht.“ Das Friedensnobelpreis-Komitee 2025 hat es vorgezogen, klassisch zu bleiben. Um wirkmächtig zu werden, hat der Mut gefehlt. 

von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff

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